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Ministerin Löhrmann: Ein Schwerpunkt der Erinnerungskultur ist das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Polenreise: Schulministerin begleitet Schülerinnen und Schüler nach Auschwitz

23.01.2016

Am 27. Januar jährt sich die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers  Auschwitz zum 71. Mal. Schulministerin Sylvia Löhrmann wird aus diesem Anlass für vier Tage, vom 25. bis 28. Januar, nach Polen reisen und eine Schülergruppe des Essener Gymnasiums am Stoppenberg bei ihrem Besuch der Gedenkstätte begleiten und mit Jugendlichen weiterer Schulen aus Nordrhein-Westfalen sowie erstmals auch mit polnischen Schülerinnen und Schülern ins Gespräch kommen. Am Jahrestag der Befreiung nimmt die Ministerin an der großen Hauptzeremonie in Auschwitz teil und legt in der heutigen Gedenkstätte einen Kranz nieder. Zur offiziellen Gedenkfeier werden unter anderem Überlebende des Holocausts, der polnische Staatspräsident Andrzej Duda sowie weitere Vertreterinnen und -vertreter aus Politik und Bildung verschiedener Staaten erwartet.

Für Schulministerin Löhrmann ist es der fünfte Besuch der Gedenkstätte gemeinsam mit Schülergruppen. Im vorletzten Jahr besuchte sie Auschwitz als Präsidentin der Kultusministerkonferenz, im letzten Jahr nahm sie an den Gedenkfeierlichkeiten zum 70. Jahrestag teil. Ministerin Löhrmann: „Erinnerungskultur ist zeitlos: Das Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus ist eine fortwährende Generationenaufgabe, gerade auch dann, wenn es nicht im Fokus der Medien und der Öffentlichkeit steht. Mir ist es persönlich ein großes Anliegen, dass sich Schülerinnen und Schüler auch außerhalb ihrer Klassenräume mit der eigenen Geschichte auseinandersetzen können und möglichst viele von ihnen die Möglichkeit haben, Gedenkstätten wie Auschwitz zu besuchen.“ Neben ihrer Polenreise zur Erinnerungskultur des Zweiten Weltkriegs im Januar haben auch Besuche von Erinnerungsorten zum Ersten Weltkrieg, etwa rund um das belgische Ypern, einen festen Platz im Terminkalender der Ministerin.

Der 27. Januar ist der offizielle Internationale Gedenktag an die Opfer des Holocausts. Er geht auf die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers durch die Rote Armee am 27. Januar 1945 zurück. Programmpunkte der Polenreise sind neben der Teilnahme an den offiziellen Gedenkfeierlichkeiten unter anderem die Besichtigung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau, eine historische Führung durch die Stadt Auschwitz, der Besuch einer Sinti und Roma-Ausstellung sowie zahlreiche Gespräche – unter anderem in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Auschwitz, die vielfältige Workshops für Jugendliche anbietet. Am Dienstag wird Schulministerin Sylvia Löhrmann gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern bei der Besichtigung des Stammlagers Auschwitz einen Kranz zum Gedenken an die Opfer niederlegen. Ein weiterer besonderer Programmpunkt der Reise ist das Gespräch mit dem Zeitzeugen Tadeusz Smreczyński im Generalkonsulat Krakau. Smreczyński wurde während der Besatzung Polens zur Zwangsarbeit nach Sachsen verschleppt. Nach seiner Flucht arbeitete er im Untergrund, bis er Ende 1943 verhaftet und im Mai 1944 nach Auschwitz deportiert wurde.  

An der Reise des Essener Gymnasiums am Stoppenberg nehmen insgesamt 27 Schülerinnen und Schüler aus der Oberstufe (Qualifikationsstufen I und II) teil. Die Schule hat sich in ihrer Vorbereitung auf die Fahrt mit Bischof Overbeck getroffen und mit ihm vor allem über die Rolle der Kirche im Nationalsozialismus, aber auch über das Gottesbild nach Auschwitz gesprochen. Ministerin Löhrmann wird neben den Essener Schülerinnen und Schülern vor Ort erstmalig auch mit polnischen Schülerinnen und Schülern (aus der Kleinstadt Krosno im Karpatenvorland) sowie mit weiteren nordrhein-westfälischen Schülergruppen – vom Städtischen Albert-Schweitzer-Gymnasium Plettenberg, vom Duisburger Abtei-Gymnasium, von der Erzbischöflichen Ursulinenschule Bornheim-Hersel – zusammentreffen. Dazu erklärte Schulministerin Löhrmann: „Auf den Austausch mit der Gruppe der deutschen und polnischen Jugendlichen freue ich mich besonders. Wenn die Erinnerungsarbeit an Auschwitz gleichzeitig zur Stärkung der deutsch-polnischen Freundschaft beiträgt, bekommt Erinnerungskultur einen noch höheren Stellenwert. Das Erinnern für die Zukunft ist angesichts der letzten schrecklichen Ereignisse, etwa die Terrorattacken in Paris, die Angriffe auf Frauen in Köln oder die Anschläge auf Synagogen und Flüchtlingsunterkünfte, aber auch im Hinblick auf schnell aufgebaute Ressentiments gegen Neuzugewanderte, das Gebot der Stunde. Die Ereignisse verlangen im Zusammenhang mit den Erfahrungen unserer eigenen Geschichte besondere Aufmerksamkeit.“  

Ziel der Erinnerungskultur in den Schulen Nordrhein-Westfalens ist die Stärkung der Demokratie- und Friedenserziehung sowie die Extremismusprävention. Schülerinnen und Schüler sollen ermutigt werden, verantwortungsvoll und aktiv zu einer gewaltfreien und demokratischen Gesellschaft beizutragen. In Nordrhein-Westfalen wurde im Oktober 2013 in Zusammenarbeit mit vielen Partnern ein neues Konzept zur Erinnerungskultur vorgestellt. Darüber hinaus war Erinnerungskultur eines der Schwerpunktthemen von Schulministerin Löhrmann während ihrer Präsidentschaft der Kultusministerkonferenz 2014. In dieser Zeit hat die Kultusministerkonferenz Empfehlungen zur Erinnerungskultur erarbeitet. Das Schulministerium unterstützt außerdem vielfältige Initiativen und Programme in Nordrhein-Westfalen, zum Beispiel: das Förderprogramm „Demokratisch Handeln“, „Jugend debattiert“, „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, „Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie“ und „Sozialgenial – Schüler engagieren sich“, „Buddy“. Alle diese Projekte und Initiativen leben vom gemeinsamen Engagement des Landes und der vielen engagierten Partner der Zivilgesellschaft, der Stiftungen und der Landeszentrale für politische Bildung.

„Erinnerungskultur ist der Blick durch die Linse der Vergangenheit auf das, was ist und das, was kommen kann. Sie mahnt uns vor Fehlern der Vergangenheit, weil wir Werte, Moral und Verantwortung in den Mittelpunkt rücken. Deshalb kann uns Erinnerungskultur besonders in unruhigen Zeiten durch einen differenzierteren Blick auf vermeintlich einfache Lösungen eine große Hilfestellung sein“, erklärte Löhrmann und betonte abschließend: „Ich danke allen Lehrerinnen und Lehrern, die sich in ihrer Schule für Erinnerungskultur als wichtigen Teil der historisch-politischen Bildung engagieren. Sie stärken damit nicht nur die demokratische Schulkultur, sondern den demokratischen und kritischen Geist junger Menschen.“

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