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Ministerin Gebauer: NRW geht pragmatische Wege, um Lehrermangel an Grundschulen zu bekämpfen

Studie der Bertelsmann Stiftung zum Lehrerbedarf an Grundschulen

31.01.2018

Zur heute vorgestellten Studie der Bertelsmann Stiftung zum Lehrerbedarf an den Grundschulen erklärt Schulministerin Yvonne Gebauer: „Die Analyse der Bertelsmann Stiftung ist zutreffend und eine richtige Darstellung der schwierigen Situation bei der Lehrerversorgung in ganz Deutschland. Durch die Verlängerung der Grundschullehrerausbildung und der zuwanderungsbedingt gestiegenen Schülerzahl haben wir in NRW aktuell einen erheblichen Mangel von Lehrkräften in den Grundschulen. Aus diesem Grund hat die Landesregierung direkt nach Amtsantritt schnell gehandelt und mehrere kurzfristige, pragmatische und auch unkonventionelle Maßnahmen ergriffen." Die von der Bertelsmann Stiftung vorgeschlagenen Lösungen zur Linderung des Mangels seien nicht neu, so Gebauer. „Viele vorgeschlagene Maßnahmen werden in NRW bereits praktiziert, insbesondere mit dem Schwerpunkt auf die Grundschulen. Hier liegt mein besonderes Augenmerk, da dort die Grundlagen für beste Bildung gelegt werden und wir deswegen entschieden für eine bessere Lehrerversorgung kämpfen. Dabei gehen wir auch unkonventionelle Wege, um den Bedarf kurzfristig zu decken.“

So hat das Schulministerium im Sommer Lehrkräften der Sekundarstufe II das Angebot gemacht, befristet für zwei Jahre an einer Grundschule zu unterrichten, verbunden mit der Übernahmegarantie für eine weiterführende Schule. Damit erhalten nicht nur die Grundschulen die dringend benötigten Lehrkräfte, sondern auch für die Lehrerinnen und Lehrer öffnet sich hierdurch eine berufliche Perspektive, da es in der gymnasialen Oberstufe in bestimmten Fachrichtungen ein Überangebot an Lehrkräften gibt. Bisher haben 74 Lehrkräfte und somit rund die Hälfte derer, die sich innerhalb der ersten Wochen bereits auf dieses Angebot gemeldet hatten, einen Arbeitsvertrag unterschrieben. „Das ist ein Anfang, der hoffnungsvoll stimmt, aber mich noch nicht zufrieden stellt. Angesichts der vielen Lehramtsabsolventen im Bereich der weiterführenden Schulen werde ich auch in den kommenden Monaten für dieses Programm werben. Es bietet eine sichere berufliche Perspektive und hilft, die angespannte Situation an den Grundschulen zu verbessern“, so Gebauer.

Die Möglichkeiten des Seiteneinstiegs, die von den Autoren der Studie genannt werden, werden vielfach bereits ausgeschöpft: Nach den Fächern Sport, Musik und Kunst hat das Schulministerium den Seiteneinstieg nun auch für das Fach Englisch geöffnet. Seiteneinsteiger tragen dazu bei, die aktuelle Lehrerlücke zu schließen und Unterrichtsausfall zu verhindern. Damit die Qualität gesichert ist, erhalten alle Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger eine berufsbegleitende Qualifizierung, in der ihnen die pädagogischen Grundlagen des Lehrerberufs vermittelt werden. „Wenn keine grundständig ausgebildeten Lehrkräfte zur Verfügung stehen, können und sollen die Schulen auch Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger einstellen. Sie helfen den Schulen dabei, die aktuelle Lehrerlücke zu schließen und Unterrichtsausfall zu vermeiden“, so Gebauer.

Ministerin Gebauer weist darauf hin, dass die Besetzungsquote der neu zu besetzenden Stellen an den Grundschulen von 36 Prozent bei Schuljahresbeginn auf mittlerweile 59 Prozent gestiegen ist. „Das stimmt mich vorsichtig optimistisch. Uns ist klar, dass wir neben diesen kurzfristigen Maßnahmen auch langfristig denken müssen. Aus diesem Grund starten wir im Frühjahr eine breit angelegte Lehrerwerbekampagne, die zielgruppengerecht und wertschätzend Anreize für den Lehrerberuf schaffen soll. Zudem gibt es bereits Bemühungen und Gespräche zur Steigerung der Ausbildungskapazitäten für Lehrerinnen und Lehrer, insbesondere in den Mangelbereichen. Parallel dazu wird eine aktuelle Prognose zum Lehrerarbeitsmarkt und dem Lehrerbedarf für die nächsten Jahre erarbeitet. Gerade weil das Schulministerium die deutschlandweite Analyse der Bertelsmann-Stiftung teilt, wird NRW eine eigene lehramtsscharfe Prognose erarbeiten. Damit schaffen wir eine verlässliche Grundlage für weitere Maßnahmen." Darüber hinaus wird das Schulministerium die weiteren Vorschläge in der Studie auf ihre praktische Umsetzbarkeit prüfen.